Verden „Sachsenhain“ Kurzinfo

Verden/ Niedersachsen

Ursprünglich als Thingstätte, bereits durch einen Entwurf des Berliner Architekten  Fritz Schaller von 1934 geplant,[1]wollten Alfred Rosenberg und Heinrich Himmler hier eine reine Weihestätte errichten. Als Baugrund wurde die „Totenwiese“ bei Verden gewählt, auf der Karl der Große, der Legende nach, 4.500 Sachsen hinrichten liess, um sie für die Erhebung Widukinds zu bestrafen. Zu Ehren der Sachsen entstand hier eine „Gedächtnisstätte“, für die die Bauern des Umlandes Findlinge in der Zahl der Hingerichteten zusammensuchen sollten.[2] Dadurch wurden vermutlich mehrere Megalithgräber des Umlandes unwiederbringlich zerstört.[3]

Baubeginn / Einweihung
1934-1935 / 1937

Architekt / Mitarbeiter
Wilhelm Hübotter, Dröge / R. Berkelmann, Hannover
                                                           
Bezeichnung historisch / zeitgenössisch 
Sachsenhain, Gedächtnisstätte, Natur-Thingstätte

Nutzungsgeschichte

21.06.1935Einweihungs- und Sonnenwendfeier
1935 – 1939Regelmäßiger NS-Feierort der Sommersonnenwende, Besucherzahlen > 10.000 SS- und Reichsarbeitsdienst-Männer
1939 – 1945 Schulungs- und Begegnungsstätte der SS

[4]
Nutzung zeitgenössisch 
Jugendeinrichtung und Bildungsstätte der evangelischen Kirche und Spielplatz / https://www.ejh-sachsenhain.de/


Wissenswertes:

Die Thingstätte Verden wurde in der „germanischen Grundrissform des Rechtecks“ errichtet und ist eher landschaftlich-gärtnerisch als architektonisch gestaltet. So blieben die Findlinge der einzige markante Eingriff in die Natur, im Übrigen wurde lediglich der Baumbestand aufgeforstet und am Eingang des Platzes einige Bauernhäuser als SS-Unterkünfte errichtet.[5]

Nachdem Hitler Karl den Großen bereits in seiner Parteitagsrede von 1935 „rehabilitiert“ hatte, war ein Ausbau der Thingstätte als zentrale Kultstätte nicht geplant. Stattdessen wurde die Anlage ab 1939 als Schulungs- und Begegnungsstätte der SS eingesetzt.[6]


[1] Stommer, Rainer, Die inszenierte Volksgemeinschaft, Jonas- Verlag Marburg, 1985, S. 227.

[2] Stommer, 1985, S. 239.

[3] Evangelischer Jugendhof Sachsenhain, Webauftritt, https://www.ejh-sachsenhain.de/geschichte.html [abgerufen am 17.03.2020].

[4] Kaldewei, Gerhard, Schwierige Schauplätze: (NS-)Kultstätten in Nordwestdeutschland. Eine Dokumentation zur regionalen Kulturgeschichte des Dritten Reiches, Isensee-Verlag Oldenburg, 2016, S. 38.

[5] Stommer, 1985, ebd.

[6] Kaldewei, 2016, ebd.

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