Simon Schubert: Thingstätte in der Ebene, 2015, 70 x 100 cm, Papier
Interview mit Simon Schubert
Was hat dich an dem Thingstätten Projekt interessiert?
Mich hat vor allem der architektonische Aspekt des Projekts in Verbindung mit der historischen Dimension interessiert und wie die Architektur von den Nationalsozialisten eingesetzt wird, um einen Ort zu erschaffen, der eine gemeinschaftliche Identität und eine pseudoreligiöse Gemeinschaft stiften soll. Die bewußte Anknüpfung an architektonische Vorlagen aus der Römerzeit und anderen früheren Kulturen wurde von den Nationalsozialisten gezielt eingesetzt, um etwas Erhabenes zu schaffen.
Warum hast Du Dich zu der Teilnahme entschieden?
Never forget. Man muss sich immer mit den Nationalsozialisten und Ihren Taten auseinandersetzenund wie ihre Ideologie und die sichtbaren Zeichen ihrer Herrschaft bis in die heutige Zeit, teils unbemerkt, hineinwirken. Ästethisch interessieren mich die Bauten, da sie sich wie eine Faltung aus der Fläche / Ebene erheben und somit nah an dem architektonischen Grundgedanken meiner Falttechnik und Falträume befinden. Raum /Architektur verstehe ich als aus der Fläche gefaltet. Die dritte Dimension entsteht durch Faltung der zweiten Dimension. Ich habe mich nach der Recherche der architektonischen Entwürfe dazu entschieden, das typologische, die wiederkehrenden Elemente aufzugreifen.
Kannst du etwas von deinen Erfahrungen und Erlebnissen mit dem Projekt erzählen?
Interessant, aber auch erschreckend war zu sehen, wo sich und wieviele der Thingstätten heute noch befinden und noch auf andere Art und Weise genutzt werden. Vermutlich ist in den meisten Fällen kaum jemandem bewusst, dass diese Bauten, die teilweise viel genutzt werden (Berliner Waldbühne, Bad Segeberg / Karl-May-Spiele) auf die Nationalsozialisten zurückgehen. Es war spannend in der Kölner Theaterwissenschaftlichen Sammlung und anderen Archiven zu recherchieren.