Hösseringen/ Niedersachsen Kurzinfo

Als Thingplatz geplant, wurde diese Anlage bereits bei der Einweihung „Landtagsplatz“ genannt, da Goebbels´ Propaganda- Ministerium zuvor schon den Erlass zur Vermeidung des Begriffs „Thing“ herausgegeben hatte. Das Gelände ist größtenteils samt einem andernorts ab- und dort wieder aufgebauten Bauernhaus erhalten und gehört heute zum Museumsdorf Hösseringen, einem 1975 gegründeten Freilichtmuseum zur ländlichen Kulturgeschichte der Lüneburger Heide.[1]


[1] Stommer, Rainer, Die inszenierte Volksgemeinschaft, Jonas- Verlag Marburg, 1985, S.236 f.

Baubeginn / Einweihung
1934 / 28.06.1936
                        
Architekt
Georg Gloystein
                                                           
Bezeichnung historisch / zeitgenössisch 
„Landtagsplatz“
            
Nutzung historisch

28.06.1936Aufmarsch der lokalen und regionalen SA, SS, HJ, RAD und DAF mit anschließender Rede des NS- Kreisbauernführers Gloystein
1936 – 1939Kundgebungsplatz für die Uelzener Kreisbauernschaft und Festplatz für Sonnenwendfeiern

[2]

Nutzung zeitgenössisch
Landwirtschaftsmuseum https://museumsdorf-hoesseringen.de/ 

Wissenswertes:

Die Bezeichnung „Landtagsplatz“ verdankt die Anlage der Historie des Bauplatzes: Urkundlich nachweisbar wurden hier bis 1652 die historischen Landtage des Fürstentums Lüneburg bei „freier Rede unter freiem Himmel“ abgehalten. Bei diesen sog. Landtagsabschieden berieten die Landstände des Fürstentums ab 1532 über gemeinsame Belange. Andere Quellen nennen einen großzügigeren Zeitraum ab dem 13. Jahrhundert.
Treibende Kraft des Vorhabens und federführend auch in der Realisierung war ab 1934 der Uelzener NS- Kreisbauernführer Georg Gloystein. Im selben Jahr begann er, den historischen „Landtagsplatz“ als NS- Kultstätte ausbauen zu lassen. Neben noch erhalten gebliebenen Findlingen aus der Zeit des Lüneburger Fürstentums beauftragte er die Bauern aus der Umgebung, Findlingssteine von ihren Höfen heranzuschaffen. 190 Stück sollten es sein und an der Seite eines jeden wurde in Fraktur der Name der jeweiligen Ortsbauernschaft eingemeißelt. Während einer Zusammenkunft der Bauernschaft sitzen die Ortsbauernführer in einer Halbkreisformation hinter dem Stein des jeweiligen Bezirksbauernführers. Deren Steine orientieren sich wiederum um eine Steinkanzel.
[3][4]


[1] Stommer, Rainer, Die inszenierte Volksgemeinschaft, Jonas- Verlag Marburg, 1985, S.236 f.

[2] Kaldewei, Gerhard, Schwierige Schauplätze: (NS-)Kultstätten in Nordwestdeutschland. Eine Dokumentation zur regionalen Kulturgeschichte des Dritten Reiches, Isensee-Verlag Oldenburg, 2016, S. 43 ff.

[3] Stommer, 1985, ebd.

[4] Kaldewei, 2016, ebd.

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