Interview von 2014 mit Günther Spannaus (1927-2018), Waldbühne Northeim
Ich heiße Günther Spannaus, bin hier gebürtig aus Northeim, Jahrgang 1927 und habe hier die Bauzeit und die Tagungen auf der Freilichtbühne, als Kind, miterlebt. Ich bin hier aufgewachsen und zur Schule gegangen.
Welche Rolle spielte die Thingbewegung bei der Errichtung der Bühne?
Auf den Freilichtbühnen sollten große Massenschauspiele stattfinden. Man hat solche Bühnen draußen entweder in eine Steinkulisse, einem großen Steinbruch, oder eben in einen Wald mit der Natur drumherum, wegen der Germanen, gebaut. Das war alles ideologisch begründet. Der ganze Nationalsozialismus war gegründet aus einer pseudoreligiösen Idee.
1936 gab es noch keine Toilettenwagen, also haben sie in einem kleinen Tal hinter der Thingstätte eine lange Grube gegraben und darüber eine ganz lange Holzkiste mit Löchern gebaut und aus zusammengenagelten Fichtenstämmen ganz urtümlich kleine Kloabteile gemacht. Ich weiß noch, ich war damals erst 9 Jahre alt, dass wir immer hier Sonntagmorgen Kaffeetrinken gegangen sind. Dann hat sich mein Vater und vor allem auch eine Bekannte von meinem Vater, halb schief gelacht und haben gesagt „jetzt stellt euch mal vor, wie die da alle nebeneinander sitzen“.
Die großen Bäume, die hier noch stehen, sind die Originalbäume. Diese Weihespiele, die hier stattfanden, die müssen Sie sich mal durchlesen, sie sind langweilig. Es sind immer Sprechchöre und das wirkte nur durch die Masse. Das kann man einmal machen, aber ein zweites oder drittes Mal kriegte man die Leute nicht mehr hier hin.
Solche Großveranstaltungen, waren damals ein bisschen „in“, zum Beispiel der Reichsparteitag und so weiter. So war das hier halt ein kleiner Parteitag.
Alle Organisationen und alles, was davor war, innerhalb von kürzester Zeit einzukassieren und unter der großen NS-Decke zu vereinen, war entscheidend für die Kontrolle der Bevölkerung. Da, in diesem Zuge, ist eben auch diese Thingbewegung entstanden.Das ist dann so ein Plakat dazu.