Dieser auf dem Kamm des Teutoburger Waldes gelegene Ort in Form einer Thingstätte war nie eine Freilichtbühne und kein Teil des Bauprogramms des Propagandaministeriums ab 1934. Vielmehr sollte er eine Pilgerstätte für den von den Nationalsozialisten als Märtyrer stilisierten Horst Wessel dienen und natürlich für die Stadt Bielefeld ein Prestigeprojekt als Wessels Geburtsstadt sein. Mehrere Unternehmer setzten sich 1933 für den Gedenkstein im Teutoburger Wald nahe des „Eisernen Anton“ ein. Die Anstalt Bethel stiftete den 25 Zentner schweren Hauptstein[1]. 1945 wurde der Gedenkstein von Unbekannten entwendet oder gesprengt. Heute existiert ein Steintreppchen, mit welchem man gegenüber der Gaststätte zur Anhöhe gelangt, auf der der Gedenkstein stand, der Platz selber ist kaum sichtbar.[2]
Baubeginn / Einweihung
Unbekannt / 08.10.1933
Architekt
Unbekannt
Bezeichnung historisch
Horst – Wessel – Stein
Nutzung historisch
08.10.1933 | Einweihung des Gedenksteins |
1934 – 1938 jährlich zum 23.02. | Feierstunde mit Kranzniederlegung zum Todestag Wessels |
09.10.1937 | „Horst- Wessel- Tag“ zum 30. Geburtstag des „Märtyrers“ |
[3]
Wissenswertes:
Zur Einweihung und dem „Horst- Wessel- Tag“ 1937 wurde jeweils die gesamte Stadt samt Umland miteinbezogen. Alles was an Menschen und Material aufgeboten werden konnte, wurde herangeschafft, um den Charakter einer Massenveranstaltung ausstrahlen zu können und der Angelegenheit die nötige Feierlichkeit zu geben.[4]
Neben dem Gedenkstein wurden in Bielefeld selbst am Geburtshaus von Horst Wessel eine Gedenktafel angebracht und eine ihm ebenbildliche Statue aus Bronze wurde 1939 gegenüber der Bielefelder NSDAP- Zentrale aufgestellt. Die Gedenktafel verschwand 1945 genauso schnell und verstohlen wie der Gedenkstein selbst, die Statue wurde bereits während des Krieges abgebaut und das Material vermutlich für die Herstellung von Kriegsgerät genutzt.[5]
Hitler selbst ist nie in Bielefeld gewesen, was für die damalige Zeit für die Bevölkerung eine große Enttäuschung war. Trotz aller Umbenennungen mehrerer Orte und Gebäude Bielefelds auf Hitler und trotz der Horst-Wessel-Aufmärsche: Lediglich in der Nähe Bielefelds war der damalige Reichskanzler einmal: Am 08. 07.1933, etwa drei Monate vor der Einweihung des Prestigeprojekts, landete er auf einem Flugplatz in der Nähe der Stadt, jedoch nur um direkt nach Dortmund weiterzureisen.[6]
[1] Emer, Wolfgang, „Bielefelds bestem Sohn – Die Einweihung des Horst-Wessel-Steins 1933“, in: Das Dritte Reich im Fest – Führermythos, Feierlaune und Verweigerung in Westfalen 1933-45, Verlag für Regionalgeschichte Bielefeld 1997, Hrsg. Werner Freitag S. 81-86
[2] Kühne, Hans-Jörg, „Böse Orte“. Unbeachtete Mahnmale des Nationalsozialismus in Bielefeld, in: Ravensberger Blätter: Organ des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg e.V. Band 2, Bielefeld 2017, S. 22 f.
[3] Kühne, 2017, S. 22
[4] Ebd.
[5] Kühne, 2017, S. 23
[6] Kühne, 2017, S. 24