3d Modell Thingstätten Architektur Typologie

3 d Modell Thingstätte in der Ebene mit Renderings


3 d Modell Thingstätte am Hang mit Renderings

Ein 3d Projekt von Daniel Hinz, Archäologe, Historiker und 3d Artist


Architektur und Typologie der Thingstätten

In der Architektur der Thingstätten[1] finden sich wiederkehrenden Elemente. Ihre Aufgabe war es, die Idee der „Volksgemeinschaft“ architektonisch erfahrbar zu machen. Das Amphitheater selbst wurde oft mit einem Kriegerdenkmal und einem Aufmarschgelände kombiniert. Das Aufmarschgelände wurde für politische Versammlungen oder die Formierung vor dem „Einzug“ in die Spielstätte genutzt.

Bühne und Schauraum sollten fließend ineinander übergehen. Es gab keine Trennung durch einen Vorhang oder versteckte Ab- und Aufgänge der Darstellenden. Im Gegensatz zum antiken und städtischen Theater sind Schauraum und Spielraum durch Rampen und Treppen miteinander verbunden.

Die Bühne war in drei Ebenen gegliedert. Die Vorderbühne schaffte die Verbindung zum Schauraum und bot Platz für die zahlreichen Komparsen und Komparsinnen des chorischen Spiels. Dahinter erhob sich die Mittelbühne. Die oberste Ebene setzte teils außen an dem gesamten Kreis oder Oval an und erinnerte an den kirchlichen Altarraum, teils war sie in den Gesamtkreis miteingeschlossen, behielt aber ihren „weihevollen“ Charakter.

Die Architektur wurde in die sie umgebende landschaftliche Topographie eingebunden. So entwickelten sich typische Pläne für die „Thingstätte am Hang“ oder die „Thingstätte in der Ebene“, deren Formsprache wiederholt aufgegriffen wurde.

Kunstprojekt von Simon Schubert zur Typologie der Thingstätten

Es gab keine hinzugefügten Kulissen. Die Architektur selbst war die Bühne, mit ihrem trutzigen Naturstein sah sie schon damals nicht modern aus. Eher vermittelte sie eine Instant-Geschichtlichkeit. Die Aneignung und propagandistische Verfremdung von Geschichte im NS-Staat wird durch den Begriff „Thingstätte“ (eigentlich eine historische Versammlungsstätte) deutlich.

Katharina Bosse


[1] Zur Architektur der „offiziellen“ Bauten siehe Stommer, Rainer, Die inszenierte Volksgemeinschaft, Jonas- Verlag Marburg, 1985 S. 174-185. Die „inoffiziellen“ Thingstätten, aber auch einige offizielle Bauten, konnten auch abweichende Strukturen aufweisen und mehr den Gedenk- oder Versammlungscharakter betonen. (z.B. der „Sachsenhain“ in Verden)

Zum Weiterlesen:

Annuß, Evelyn, „Volksschule des Theaters“, Wilhelm Fink Verlag, 2019, Kapitel 4 „Architekturtheater“ S. 175 ff.

Zum germanischen Mythos im Rechtsextremismus : https://www.bpb.de/themen/rechtsextremismus/dossier-rechtsextremismus/258737/der-mythos-vom-germanen-ueber-einen-identitaetsstiftenden-kult-im-rechtsextremismus/