Thingstätte Kamenz – Kurzinfo

Kamenz/ Sachsen
Es war kein Zufall, dass Kamenz den ersten Thingplatz Sachsens erhalten sollte. Die geographischen Vorteile überzeugten das Propagandaministerium. Vorteilhaft an drei Lagern des Reichsarbeitsdienstes gelegen, gab es ein Großaufgebot an Arbeitern in nächster Nähe. Auch ein Truppenübungsplatz war nicht weit entfernt, ebenso die geplante Reichsautobahn. Oberhalb des Thingplatzes wurde ein bereits 1933 geplantes Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges errichtet. Seine 5 Granitsäulen waren schon von weitem zu sehen. Als Heimatstadt Lessings hatte man auch kulturell einen berühmten Sohn der Stadt vorzuweisen. Nicht zuletzt war die Stadt direkt im „Grenzland“ zu sorbischem und slawischem Sprachgebiet und somit „Einfallstor zur Wendei“, was für die NS- Ideologie hinsichtlich der „Lebensraum im Osten“- Politik symbolisch bedeutend war. Somit war es prädestiniert für die Bevorzugung der Planung des Thingplatzes und Finanzierung. Heute wird das Areal als Freilichtbühne genutzt. Von den Granitsäulen des Ehrenmals sind die Sockel erhalten.[1][2][3]


Baubeginn / Einweihung
10.03.1934 / 02.06.1935
                                   
Architekt
Ludwig Moshamer, Berlin
                                                           
Bezeichnung historisch / zeitgenössisch 
Thingplatz / Hutbergbühne[4]
            
Nutzungsgeschichte

01./02.06.1935Übergabespiel von A. Schroeder
22.06.1935Sonnwendfeier
Unbekannt„Neurode“ von Kurt Heynicke
August 1937„Spiel vom Kamenzer Forstfest“

[5][6]

Nutzung zeitgenössisch / Link
Zahlreiche Konzerte und Events finden ganzjährig auf dem Gelände statt.
https://www.hutbergbuehne-kamenz.de/


Wissenswertes
Die Aufführungen während der Zeit des Nationalsozialismus waren ein Großaufgebot an Staffage und Darstellern. „Teilweise waren mehr Leute auf der Bühne zu sehen, als Zuschauer auf den Sitzrängen“.[7]

Aufgrund der sich im Landkreis ausbreitenden Maul- und Klauenseuche wurde die Aufführung „Spiel vom Kamenzer Forstfest“ für den August 1938 vom Bezirkstierarzt „im Einvernehmen mit der Kreisleitung“ untersagt.[8]


[1] Stommer, Rainer, Die inszenierte Volksgemeinschaft, Jonas- Verlag, Marburg 1985, S. 213.

[2] Bosse, Katharina, Thingstätten, Kerber- Verlag, Bielefeld 2020, S. 121.

[3] Hermann, Matthias, Thingplatz und Kriegerehrenmal auf dem Hutberg in Kamenz, Dresden 1993, S. 17.

[4] Stommer, S. 213.

[5] Stommer, Rainer, Die inszenierte Volksgemeinschaft, Jonas- Verlag, Marburg 1985, S. 213

[6] Bosse, S. 121.

[7] Bosse, S. 121, aus einem Interview mit Stadtarchivar Thomas Binder

[8] Hermann, S. 27.