Northeim/ Niedersachsen
Anfänglich als Thingplatz geplant, änderte sich die Einstellung der NS- Führung in Berlin zur Thingbewegung noch während der Bauarbeiten, weshalb die Stadt Northeim eine Umwidmung vornahm. Die als „Weihestätte“ bezeichnete Freilichtbühne sollte von nun an den gefallenen Soldaten Niedersachsens im Ersten Weltkrieg gewidmet werden und stand alsbald unter der symbolischen und auch finanziellen Patenschaft der Nationalsozialistischen Kriegsopferversorgung (NSKOV). Dem Stadtrat wurde damals schnell klar, dass für die Folgekosten des Platzes aufgekommen werden musste und man wollte vermeiden, dass die Stadt allein auf diesen sitzen bleibt.[1][2]
Allgemein:
Baubeginn / Einweihung
17.06.1934 / 07.06.1936[3]
Architekt
Fritz Schaller, Berlin[4]
Bezeichnung historisch / zeitgenössisch
Weihestätte Northeim / Freilichtbühne Niedersachsen, später Waldbühne[5]
Nutzungsgeschichte
07.06.1936 | „Hermannschlacht“ von Kleist |
03.09.1937 | „Von den Männern, die ihre Pflicht getan“ |
18.06.1939 | „Die Fahne ruft!“ von Fritz Braak |
1938 | Deutsches Turnfest |
Mai 1939 | Gautagung des Reichskolonialbundes |
1936 – 1939 | NSKOV- Tagungen, Feierstunden des RAD, Mai- und Sonnwendfeiern |
[6]
Nutzung zeitgenössisch
Open Air Gelände
https://www.northeim.de/tourismus-kultur/museum-stadthalle-buergersaal/waldbuehne.html
Wissenswertes:
Bei den meisten Thingstätten wurde der Baumbestand des Geländes vor dem Bau komplett abgeholzt. So waren die Zuschauenden sowohl der prallen Sonne als auch starken Regengüssen ausgesetzt. Im Northeimer Beispiel wurde der natürliche Baumbestand vor Ort mitten in die Thingstätte integriert. So gab es innerhalb der Zuschauerränge gleichmäßig verteilt Bäume und der Rednerplatz vorne wurde ebenso mit einem Baum „markiert“.[7]
Die Einweihung des Platzes war generalstabsmäßig vom ehrgeizigen NS- Bürgermeister Girmann geplant und durchgeführt worden. So musste die Bevölkerung kleine Metallplaketten kaufen, auf denen das Emblem des Freiwilligen Arbeitsdienstes zu sehen war. Diese galten einerseits als Eintrittskarte auf das Thinggelände, andererseits konnte man kontrollieren, wer tatsächlich daran teilgenommen hatte und wer nicht.[8]
Bemerkenswert ist, dass trotz dem Verbot des Thingbegriffes und den thingspielspezifischen Charakteristika, wie z.B. den Sprechchören, diese trotzdem 1937 und 1939 in Northeim bei Aufführungen dargeboten wurden. Dies weist auf eine vereinzelte, inoffizielle Weiterführung der Thingspielkultur hin.[9]
[1] Röwer- Döhl, Ruth, Northeim im 20. Jahrhundert, Northeim 2002, S. 6
[2] Bosse, Katharina, Thingstätten, Kerber- Verlag, Bielefeld, 2020, Geymüller Verlag 2021, S. 96/97
[3] Stommer, Rainer, Die inszenierte Volksgemeinschaft, Jonas- Verlag Marburg, 1985, S. 215
[4] Ebd.
[5] Röwer- Döhl, 2002, S. 1 und S. 9 ff.
[6] Merl, Günther, Northeimer Jahrbuch, Northeim 1989, S. 191 ff.
[7] Stommer, 1985, S. 215
[8] Merl, 1989, S. 192 ff.
[9] Ebd., S. 192 ff.